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Lukas Weißhaidinger: Mit neuer Technik zum großen Wurf?

Für Österreichs Diskus-Aushängeschild steht eine ereignisreiche Saison an - mit einer neuen Technik. Jetzt geht es vor EM und Olympia um den Feinschliff:

Lukas Weißhaidinger: Mit neuer Technik zum großen Wurf? Foto: © GEPA

Mit neuer Technik zum großen Wurf?

Im besten Fall stehen für Österreichs Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger gleich drei Highlights in der Saison 2024 an. EM, Olympia und das Finale der Diamond-League. Bei allen drei Events erzielte der 32-Jährige bereits Top-Ergebnisse - so holte er bei den letzten Olympischen Sommerspielen in Tokio Bronze. 

Heuer ist allerdings nicht alles beim Alten. Trainer Gregor Högler und der Oberösterreicher arbeiten seit vergangenem Herbst an einer neuen Technik, die in den nächsten Wochen vor dem ersten Großereignis mithilfe sämtlicher Wettkämpfe "automatisiert" werden soll. Mit einem 5. Platz in Doha gelang ein "solider" Start, ist sich das Duo einig.

Warum der plötzliche Umschwung? Risikobereitschaft ist die Antwort.

Speed als Schlüssel zum Erfolg?

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Mehr Bewegung aus der Hüfte und eine größere Abwurfgeschwindigkeit - angelehnt ist diese Technik an die des Weltrekordhalters Mykolas Alekna. Daher war die Freude über den gebrochenen Rekord des Litauers groß. "Es ist wahrscheinlich ein bisschen komisch, dass wir uns so freuen (...), aber im Endeffekt bestätigt es, dass die Technik in die Richtung funktioniert", so Högler.

145 Kilo bringt Lukas Weißhaidinger aktuell auf die Waage - so leicht war er schon lange nicht. Geschuldet ist diese Gewichtsabnahme der neuen Technik, bei der jetzt eben Geschwindigkeit im Vordergrund steht. Nun geht es um den Feinschliff, ein dichtes Programm bis zur EM Anfang Juni soll helfen, die Wurftechnik zu automatisieren und optimieren. Für den Bronzemedaillengewinner von Tokio gilt: "Agieren, analysieren, reagieren."

Am Freitag steht in St. Pölten ein Heim-Meeting an, ehe es am Sonntag mit dem ersten Diamond-League-Qualifikationsmeeting in Marrakesch weitergeht. Hier trifft "Lucky Luki" erstmals auf die breit aufgestellte Elite um Alekna, Doha-Sieger Kristjan Ceh und Olympiasieger Daniel Stahl.

Für Trainer Högler, der in Marokko nicht mit dabei sein wird, gilt: "Wichtig ist, dass wir nicht zehn Meter hinten liegen." Auf Platzierungen achtet er nicht, sondern eben auf die Abstände bei der Wurfweite. Eine Prognose sei schwer abzugeben.

"Des schnapp I ma"

Das bereits angesprochene dichte Programm vor der Europameisterschaft in Italiens Hauptstadt sieht wie folgt aus: Nach Marrakesch geht es am 22. Mai nach Eisenstadt. Darauf folgen die Diamond-League-Meetings in Oslo (30. Mai/Startzusage fehlt noch) und in Stockholm (2. Juni), ehe dann fünf Tage später schon Showdown in Rom stattfindet.

Dies bringt selbstverständlich einiges an Reisestrapazen mit sich, gerade für den 1,97 Meter großen Weißhaidinger sind die langen Flüge alles andere als bequem. Für den Flug nach Marokko hat der 32-Jährige ein Business-Class-Upgrade gefunden. "Da habe ich mir gedacht: Des schnapp I ma", lacht er bei LAOLA1. Trotzdem: "Das Fliegen ist schon ein bisschen zach."

Bei Rückenschmerzen hilft sich der Oberösterreicher oft mit einer Blackroll selbst, denn nicht immer hat er einen eigenen Physiotherapeuten mit, wie etwa im Rahmen der Diamond League. Dort gibt es zwar Physios vor Ort, doch die Kommunikation mit diesen ist nicht immer einfach. Fazit: "Geil ist es nicht, aber irgendwie kriegt man es schon hin."

Zufälliger Zimmerpartner: Fluch oder Segen?

Auch ein interessanter Fakt: Reisen Luki Weißhaidinger und Co. ohne Coach, bekommen sie oft zufällige Zimmerpartner zugeteilt. In Doha teilte sich der Österreicher mit dem Henrik Janssen das Zimmer - mit dem Deutschen versteht er sich sehr gut.

Auf manche Zimmerkollegen könne man aber eher auch verzichten, erzählt Weißhaidinger. Meistens "haut eh alles gut hin." Als willkommene Beschäftigung dienen dann Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime. Zuletzt war die Serie "Yellowstone" dran, die dem Schärdinger gut gefiel.

"Wer den Zeitplan erstellt hat, hat glaube ich nicht aufgepasst"

Den ersten von insgesamt drei Saisonhöhepunkten bildet die Europameisterschaft am 7. Juni. Dort werden die Athleten mit einem Novum konfrontiert, das nicht unbedingt auf grenzenlose Begeisterung stößt. Denn in Rom findet gleich am ersten Tag sowohl die Qualifikation als auch das Finale des Diskusbewerbs statt. Für die Qualifikation gibt es zwei Gruppen, die hintereinander drankommen.

Coach Högler beäugt diese Ansetzung kritisch: "Das kann extrem unfair werden, wenn du in der zweiten Gruppe bist und einen dritten Versuch brauchst. Dann kommst du erst gegen zwei, halb drei, drei vom Stadion heim, hast nichts gegessen, und musst um 19 Uhr schon wieder beim Stadion sein."

"Ich verstehe das nicht, weil es gibt keinen Stress, wir haben genug Zeit. Wer den Zeitplan erstellt hat, hat glaube ich nicht aufgepasst, denn das ist ein ganz wichtiger Bewerb, wahrscheinlich sogar der beste", ärgert sich der 51-Jährige im Gespräch mit LAOLA1. Auch sein Schützling stellt die Fairness in Frage.

Vor einer vierten Medaille würde sich Luki "nicht verstecken"

Am 5. August (Qualifikation) und 7. August (Finale) steigt schließlich der Olympia-Showdown in Paris. Drei Medaillen - EM-Bronze 2018, WM-Bronze 2019 und Olympia-Bronze 2021 - hat der Diskuswerfer bereits in seinem Wohnzimmer hängen, vor einer vierten würde er sich "auf alle Fälle nicht verstecken."

"Ich muss das abrufen, was ich kann. Dann ist auf alle Fälle sehr viel möglich", meint Lukas Weißhaidinger.


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