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Meister zu werden war (fast) noch nie so schwierig

So einfach wie in dieser Saison sei es noch nie gewesen, den Teller zu holen, hört man immer wieder. Tatsächlich ist es aber genau andersrum.

Meister zu werden war (fast) noch nie so schwierig Foto: © GEPA

Was braucht es mindestens, um österreichischer Fußball-Meister zu werden? Genausoviele Punkte wie der Zweitplatzierte und - je nach aktueller Regelung - den Vorteil in den direkten Duellen oder das bessere Torverhältnis.

Diese simple und logische Erkenntnis haben wir zum Anlass genommen, um uns das spannende Titelrennen in der laufenden Saison unter einem anderen Gesichtspunkt anzusehen.

So einfach wie in dieser Saison sei es noch nie gewesen, den Teller zu holen, hört man immer wieder. Aber ist das wirklich so?

Tatsächlich ist es genau andersrum. So schwierig war es fast noch nie.

Um eine mathematische Ausgangsbasis zu schaffen, ziehen wir den Tabellenrechner zu Rate:

Angenommen, der FC Red Bull Salzburg gewinnt seine drei verbleibenden Spiele, hat der Titelverteidiger letztendlich 21 Siege, 7 Unentschieden und 4 Niederlagen am Konto. Das ergibt 70 Punkte aus 32 Spielen, also im Schnitt 2,1875 Zähler pro Spiel.

Kuriosum am Rande: Wenn Sturm zwei Mal gewinnt und ein Mal Unentschieden spielt, ist es am Ende Meister, hat mit 20 Siegen, 9 Unentschieden und 3 Niederlagen letztlich aber sogar einen Punkt weniger. Dank der Punkteteilung stünden die Grazer aber trotzdem auf Platz eins.

Sei's drum. In welchen Saisonen war es eigentlich am schwierigsten, den Titel zu holen, weil der Zweite richtig stark performt hat?

Die besten Zweiten der Liga-Geschichte

Saison Verein Punkteschnitt
82/83 Austria 2,33
83/84 Rapid 2,20
85/86 Rapid 2,19
12/13 Salzburg 2,14
84/85 Rapid 2,10

In den 1980er-Jahren, damals wurde eine 16er-Liga mit 30 Runden ausgetragen, waren die Titelduelle beinhart.

1982/83 hatte die Austria unter Coach Vaclav Halama mit Spielern wie Toni Polster, Felix Gasselich, Robert Sara und Gerhard Steinkogler trotz eines Punkteschnitts von 2,33 das Nachsehen gegen Otto Barics Rapid mit Hans Krankl, Antonin Panenka, Heribert Weber und Leo Lainer. Letzlich entschied das um fünf Treffer bessere Torverhältnis zugunsten der Hütteldorfer.

Damals gab es für einen Sieg noch zwei Punkte. Mit der Drei-Punkte-Regel, die 1995/96 erstmals umgesetzt wurde, wäre die Austria Meister geworden. Für unsere Berechnung haben wir unisono die aktuelle Drei-Punkte-Regel angewandt.

Nicht in den 1980er-Jahren, sondern 2012/13 wurde RB Salzburg zum bisher letzten Mal Vizemeister. Damals holte die Austria unter Peter Stöger mit einem neuen Punkterekord den Titel.

Die Zweiten der letzten 20 Jahre

Saison Zweiter Punkteschnitt
22/23 Sturm 2,06
21/22 Sturm 1,75
20/21 Rapid 1,84
19/20 Rapid 1,81
18/19 LASK 1,97
17/18 Sturm 1,94
16/17 Austria 1,75
15/16 Rapid 1,81
14/15 Rapid 1,86
13/14 Rapid 1,72
12/13 Salzburg 2,14
11/12 Rapid 1,72
10/11 Salzburg 1,75
09/10 Austria 2,08
08/09 Rapid 1,94
07/08 Salzburg 1,75
06/07 Ried 1,56
05/06 Salzburg 1,75
04/05 GAK 1,94
03/04 Austria 1,97

Der SK Sturm war in der Vorsaison schon lange im Titelrennen. Der Sprung des Punkteschnitts lässt erahnen, wie viel mehr sich die "Bullen" anstrengen mussten, um am Ende ganz oben zu stehen.

Am anderen Ende der Skala steht die SV Ried mit ihrem Vizemeistertitel 2006/07. Die Innviertler gewannen damals nur 15 ihrer 36 Spiele, wurden mit 19 Punkten Rückstand auf die Salzburger vor Mattersburg Zweiter.

Die Meister der letzten 20 Jahre

Saison Meister Punkteschnitt
22/23 Salzburg 2,41
21/22 Salzburg 2,50
20/21 Salzburg 2,41
19/20 Salzburg 2,31
18/19 Salzburg 2,50
17/18 Salzburg 2,31
16/17 Salzburg 2,25
15/16 Salzburg 2,06
14/15 Salzburg 2,03
13/14 Salzburg 2,22
12/13 Austria 2,28
11/12 Salzburg 1,89
10/11 Sturm 1,83
09/10 Salzburg 2,11
08/09 Salzburg 2,06
07/08 Rapid 1,92
06/07 Salzburg 2,08
05/06 Austria 1,86
04/05 Rapid 1,97
03/04 GAK 2,00


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